Alleine in der Nacht

Der Single Malt versagte, versiegte. Single, er fühlte sich als Single. Alleingelassen. Bei näherer und nüchterner Betrachtung war er alles Andere als ein Single.

Beziehung, Ehe, Kinder, Liebe. Er konnte es sich aussuchen, woher er seine Zustimmung und Zuneigung holte. Er war aber innerlich tot. Zumindest redete er sich das ein, er machte es sich einfach.

Es brannte in ihm. Er war leidenschaftlich, in der Liebe wie in der Sache. Liebevoll, mit Anderen. Verständnisvoll. Er schrieb gerne, lange und kurze Texte, wissenschaftlich, ernst, lustig, emotional.

Der Malt log ihn nicht an. Er erzählte ihm die ganze Wahrheit. Wahrheit, was für ein seltsames Konstrukt. Was war wahr in seiner Welt, die aufgebauten Konstrukte drohten jederzeit wie ein Kartenhaus einzustürzen.

Er begann, nüchtern zu werden. Seine Augen wurden zu Schlitzen. Es war 3:42. Er hatte sein Werk fast vollendet, ein Blog-Eintrag, den vermutlich niemand las. „Besser so“ schoss ihm durch den Kopf. Bevor er absenden drückte, brachen die Tränen aus ihm heraus.

Welcome to the Pleasuredome. Wer sang, Paul oder Holly? Er konnte sich nie merken, wer wer war. Relax. War. Und dann renne! Er wusste nicht, wohin. Um kurz vor 4 rennt man nicht. Man schlurft, zur Kaffeemaschine, unter die Dusche und dann zurück ins Bett.

Der Kaffee sagte wieder die Wahrheit, ebenso der Spiegel im Flur. „Du siehst alt aus, Bilbo Beutlin!“ Der Spiegel schwieg. Vermutlich kein Tolkien-Kenner. Er kicherte leise in sich rein.

Es waren die Tage zwischen Herbst und Winter, Der Sonnenaufgang ließ auf sich warten. Immer noch nicht abgesendet. Draft. Als die Sonne aufging, vielmehr hoch genug stand, um über den Häusern zu stehen, nahm er seine Kamera. Bevor es unmöglich wurde, das Spektakel einzufangen, schoss er ein Foto nach dem anderen.

Klack. Fast schon ein Schmatzen. Es bereitete ihm ein Gefühl der inneren Gelassenheit. Während die Fotos auf sein Smartphone übertragen wurden, schliff er den Text. Tippfehler bereiteten ihm Unbehagen, grammatikalische Fehler ließen ihn erschauern.

Fotos kontrollieren, er war noch unschlüssig, welches er für welche Plattform verwenden sollte. Es war ein klarer Morgen, die Sonne blendete. Er hatte das Gefühl, dass der Text noch nicht fertig war. Er summte die Sätze, baute um, las erneut, korrigierte brummelnd die neuen durch das Umstellen entstandenen Fehler.

Wenn man ihn fragte, welcher Film der beste Liebesfilm sei, schoss sofort „Skin Deep“ heraus. „Warum?“ Seine Antwort war kurz und bündig „Wahre Liebe, Sex, Reue, Leuchtkondome, Psychoanalytiker. Und John Ritter. Und die Geschichte mit dem Skorpion. Kennst du die schon?“ Gerne gab er sie zum Besten, er war ein Skorpion.

Die Zeit raste, schon 7:32. Er bereitete sich mental auf den Arbeitstag vor, der Wahnsinn der Nacht sollte zu dem Wahnsinn des Tages werden. Jemand musste sein Werk lesen. Werk… Ja. Immer wieder las er das Geschriebene.

Er fühlte sich großartig. Liebe floss strahlend durch seinen Körper, Leben. Sein Kopf machte wieder „Klick“, eine sanfte Landung diesmal. Wer war wer, Jekyll der Verrückte? Oder Hyde? Auf jeden Fall verabschiedete sich dieser oder jener gerade, ein flüchtiger Abschiedskuss.

Er liebte. Er wurde geliebt. In jeder erdenklichen Art, er erzählte auch gerne von Eros, Agape, Philia.

Er drückte auf 

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